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Eindrücke von der Agile World in München

24.7.2012 | 7 Minuten Lesezeit

Unter dem Motto: „Erfahrungen austauschen, Ideen vorstellen, inspiriert werden, gemeinsam neue Wege finden“ fand am 11. und 12. Juli zum ersten Mal die Agile World in München statt. Das Ziel dieser zweitägigen Veranstaltung lag insbesondere im Erfahrungsaustausch zwischen den Konferenzteilnehmern. So waren die Teilnehmer auch bunt gemischt, von erfahrenen „Agilisten“ bis hin zu Studierenden, die aufgrund ihres Praktikums bei einer teilnehmenden Firma den Weg in die Konferenzräume gefunden haben. Der Veranstaltungsort befand sich in den Räumlichkeiten von Telefónica Deutschland, in München auch bekannt unter dem Namen „o2-Tower“.


Begrüßung und World Café

Nach der Auffahrt in die 35. Etage startete die Konferenz mit der Begrüßung und einem Einführungsvortrag von Telefónica. Darin wurden die neuen Herausforderungen dargestellt, denen sich ein Telekommunikationsanbieter heutzutage stellen muss: Die ursprünglichen Kommunikationswege über Telefon, Handy und SMS/MMS bekommen nunmehr große Konkurrenz von anderen Technologien und Werkzeugen, wie beispielsweise Skype, What’s App und weitere. Um auf diesen geänderten Markt zu reagieren, hat die Unternehmensführung entschieden, dass die gesamte Telefónica Deutschland flexibler auf den Markt reagieren muss. Dies war für die IT quasi Wasser auf die Mühlen, arbeiten sie doch schon seit Jahren mit Scrum und wurden bislang mitunter von anderen Abteilungen etwas belächelt. Nun können agile Vorgehensweisen ihre Stärken ausspielen, was in diesem Falle bedeutet, das zum Beispiel die gesamte Entwicklungszeit eines neuen Tarif von früher 9 Monaten auf nunmehr 3 Monate reduziert werden konnte.

Im Anschluss daran begann das World Café  mit der schönen Aussicht aus der 35. Etage, wenn es denn nicht wie aus Eimern geschüttet hätte und die Sicht entsprechend annähernd Null war.

Da ich der Table Owner eines Tisches war, konnte ich leider wenige Diskussionen der anderen Tische mitnehmen, aber TDD ist nach wie vor ein wichtiges Thema und wurde gleich an mehreren Tischen besprochen. An „meinem“ Tisch kristallisierte sich aus der ersten Runde der Themenbereich heraus, wie man unter der Verwendung agiler Methoden zu einer belastbaren Aussage für einen Anforderer hinsichtlich Budgetierung, also Preisangebot für das Vorhaben, kommen kann.

Zwei Teilnehmer hatten jeweils als Vertreter einer internen IT die Situation, dass im Vorfeld für ein IT-Vorhaben eine Untersuchung durchgeführt wird, in der bereits cross-funktionale Teams (Fachbereiche und IT) gemeinsam die Anforderungen aufnehmen und bewerten. Interessant war dabei, dass in einem Fall auch diese „Vorphase“ des Projektes in Sprints durchgeführt wird, so dass bereits zu einem frühen Zeitpunkt ein gewisser Arbeitsrhythmus entstand. Außerdem erkannten dann alle Beteiligten sehr schnell, was „Commitment“ bedeutet und welche Auswirkung es hat, wenn man einer Verpflichtung nicht nachkommen kann. Dies sind sehr schöne Lerneffekte in Richtung besserer Zusammenarbeit.

Bemerkenswert für mich war auch, dass zumindest in diesen Firmen Scrum als Vorgehensmodell für in sich abgeschlossene Projekte verwendet wird, obwohl letztendlich eine kontinuierliche Weiterentwicklung eines oder mehrerer Produkte erfolgte. Und genau dafür ist Scrum ja eigentlich prädestiniert. Aber auch hier sieht man wieder die Grenzen der agilen Vorgehensweise in Unternehmen. Wenn in Releases geplant wird und entsprechend nur für Releases Budget frei gegeben wird, kann der Fachbereich bzw. das Controlling eine produktbegleitende kontinuierliche Weiterentwicklung nicht ohne weiteres darstellen.

User Stories

Am Nachmittag ging es den Rest des Tages (nicht mehr im Tower sondern in einem der Campus-Gebäude) mit einem Workshop zum Thema User Stories und dem Schneiden von User Stories weiter. Nach etwas Theorie, z.B. den INVEST-Kriterien  und Story Mapping inkl. dem „Walking Skeleton“ nach Jeff Patton folgte die „praktische“ Anwendung. Neben dem Versuch, in der kurzen Zeit der Übungen Epics und Stories zu formulieren, das „Walking Skeleton“ zu finden und Stories mit Akzeptanzkriterien zu versehen, war wieder einmal interessant zu beobachten, wie bislang fremde Menschen (immerhin mit Namensschild und per Definition per Du) relativ schnell zueinander finden, um ein Ziel zu erreichen.

Und selbst in dieser kurzen Zeit kristallisieren sich Eigenheiten von Personen heraus, die man auch aus dem Berufs- oder Projektleben so kennt:

[Wir: zu Zweit vor unserem Board mit unserem Walking Skeleton] „Nur zwei Stories! Sieht gut aus! Kann man so lassen!“
[Anderer Workshop-Teilnehmer, stellt sich nicht vor, fragt nicht nach, was wir uns gedacht haben]: „Das ist falsch, es reicht diese eine Story aus“ (Wildes Gestikulieren am Board)
[Wir]: „Unsere zwei Stories des Walking Skeleton bestehen aber aus … (längere Erklärung)“
[Neuankömmling]: „Ach so, ah ja, na dann ist das ja OK.“ (geht)

Kennt  jemand so eine oder ähnliche Situation aus dem Arbeitsalltag? Selbst unter Laborbedingungen offenbar leicht herzustellen…

War Stories

Dieser Oberbegriff wurde für die Vorträge dieses Tracks des zweiten Tages verwendet.

Die Kunst in der Arbeit (Intro)

„Das agile Manifest repräsentiert eine Kraft, die hinter den konkreten agilen Verfahren wie zum Beispiel XP, Scrum oder Kanban wirkt und die dafür sorgt, dass bestimmte Menschen und Unternehmen durch die agile Geisteshaltung angesprochen und angezogen werden. Dieser Text beleuchtet das Hintergrundgeschehen aus Sicht der handelnden Menschen und aus Sicht der betroffenen Unternehmen.“

Soviel aus der Programmbeschreibung. Dieser Vortrag war neben der sehr professionellen Durchführung dahingehend sehr interessant, wie sich aus Sicht des Redners drei Wahrnehmungen der Arbeit darstellen:

  1. die Schinderei zeichnet durch eine Fremdbestimmung des Arbeitenden, dadurch wenig Selbstbestimmung und häufig hohe Arbeitsbelastung aus. (Bild: Arbeiter im Bergwerk)
  2. das Handwerk hält die Fahne der Qualität hoch. Als Beispiel wurde ein Elektriker genannt, der eine Leitung niemals diagonal durch den Raum legen würde, auch wenn es weniger Kabel verbrauchen würde und damit billiger wäre. (Bild: Monteur im Trockenbau)
  3. die dritte Form ist die Kunst in der Arbeit. Hier wird ständig der Status Quo herausgefordert. Das Ziel ist die Meisterschaft in dem was man tut. (Bild: Ballettänzerin)
Die Schlussfolgerung des Vortrages lag quasi auf der Hand: Als Agilist wird man seine Arbeit natürlich als Kunst wahrnehmen, da man ständig Dinge hinterfragt mit dem Ziel der beständigen Verbesserung in allen Bereichen des (Berufs-)lebens.

FedEx Day @ Telefónica

Kurze Definition des FedEx Day

„Ein FedEx Day bietet Mitarbeitern die Möglichkeit sich einen Tag lang mit einem Thema ihrer Wahl zu beschäftigen. Die einzige Bedingung ist, dass sie innerhalb dieses Tages liefern müssen – so wie das namensgebende Logistikunternehmen.
Bei Telefónica Germany organisiert das Team „Central Order Management“ seit einem Jahr regelmäßig FedEx Days. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass ein guter Weg ist um Innovationen zu generieren, die Zufriedenheit und Motivation im Team zu steigern und die Zusammenarbeit zwischen Team zu verbessern. Die Bewertung fällt sowohl aus Mitarbeiter- als auch aus Management-Sicht sehr positiv aus.“

Bemerkenswert war für mich die Tatsache, dass der FedEx Day in einem Team der Telefónica ca. alle zwei Monate durchgeführt wird, in dem sehr viele externe Mitarbeiter arbeiten. Bleibt zu hoffen, dass so eine Haltung eines Unternehmens zu seinen externen Mitarbeitern Schule macht…

Ein weiterer Punkt war für mich, dass manche Zuhörer der Meinung waren, dass ein gewisser Gruppenzwang entstehen könnte, falls jemand bei dem freiwilligen FedEx Day nicht mitmachen würde. Auch das Thema Work-Life-Balance kam zur Sprache, da ein FedEx Day im Prinzip ja 24 Stunden dauert. Nach einiger Diskussion wurde schließlich hier klar gestellt , dass natürlich jeder Mitarbeiter an einem FedEx Day zu normalen Zeiten nach Hause gehen kann, falls er nicht so ein Thema vertieft ist, dass er die Uhr vergisst :-).

Scrum in einem großen Projekt

Dieser sehr interessante Erfahrungsbericht aus einem großen Projekt eines Automobilherstellers bildete die Abrundung des Vormittags. Letztendlich kann festgestellt werden, dass eine Skalierung von Scrum (in diesem Falle bis 14 Teams) nie wie in der Theorie funktioniert, sondern sich immer das jeweilige Projektumfeld berücksichtigt werden muss. Hier zahlt es sich natürlich aus, dass man als Agilist gewohnt ist, Veränderungen zu begrüßen (embrace change) und per Inspect and Adapt die bestmöglichen Weichenstellungen für die Zukunft einzuleiten.

Auch bestätigte dieser Erfahrungsbericht, dass alle -wirklich alle- Beteiligten an einem Strang ziehen müssen. Vor allem diejenigen Bereiche in einem Unternehmen, die es bisher eher gewohnt waren Vorgaben zu machen und auf die Einhaltung dieser zu pochen, müssen stark umdenken. Denn sonst können agile Vorgehensweisen ihre Stärken nicht ausspielen und bleiben hinter den Möglichkeiten zurück.

Beispielsweise ist das Management künftig „nur noch“ dazu da, die Teams in ihrem Vorgehen zu unterstützen und Hindernisse auf Organisationsebene aus dem Weg zu räumen. Ansonsten sollte es die Teams in Ruhe arbeiten lassen und nicht zu viel Wert auf ausgefeilte Controlling-Sheets legen die i.d.R. in dem Zeitpunkt veraltet und unnütz sind, in dem sie erstellt werden. Supportteams sollten im besten Falle Bestandteil eines Scrum-Teams sein. Kann dies aus organisatorischen Gründen (noch) nicht erfolgen, sollten sie in der Lage sein, die Entwicklungsteams schnellst- und bestmöglich zu unterstützen, damit die Sprintziele erreicht werden können. Dies bedarf u.U. einer geänderten Organisation der täglichen Arbeitsabläufe, wo wir wieder bei dem Thema der Unterstützung aus dem Management sind.

Zusammenfassung

Die Idee hinter der ersten Agile World in München, Erfahrungen austauschen, Ideen vorstellen, inspiriert werden, gemeinsam neue Wege finden, wurde meines Erachtens voll erfüllt. Ein großer Dank dabei an die perfekte Organisation durch die Firmen improuv und Telefónica. Aufgrund den geplanten zeitlichen Freiräumen an den zwei Tagen gab es immer wieder die Möglichkeit zu Diskussionen und um Kontakte zu knüpfen. Auch wenn in beruflichen Alltag die meisten Teilnehmer eher in einer Konkurrenzsituation gegeneinander antreten.

Bitte hinterlasst einfach einen Kommentar für Fragen zu der Veranstaltung oder Beiträgen / Ergänzungen dazu!

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