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Verstehen wir uns eigentlich? – Zwischen Informationsflut und Kontext

4.6.2019 | 5 Minuten Lesezeit

Die Digitalisierung hat einen ganz neuen Informationsraum geschaffen, in dem jeder von uns permanent Informationen generiert und konsumiert. Aber verstehen wir eigentlich, was wir da konsumieren und verstehen andere, was wir generieren?

„Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“

(Matthias Claudius 1740-1815)

Diese weisen Worte vom deutschen Lyriker und Journalisten Matthias Claudius erhalten in unserer Gegenwart eine ganz neue Brisanz. Denn wir leben im Informationszeitalter. Unser tägliches Leben ist geprägt durch Unmengen von unterschiedlichen Informationselementen. Die Kreation eines Zusammenhangs zwischen einzelnen Informationsbausteinen, quasi der Kontext, hilft sowohl dem Informationskonsumenten die vermeintlich „richtigen“ Rückschlüsse zu ziehen als auch dem Erschaffer indem er seiner Botschaft den „richtigen“ Rahmen verleiht. Dennoch bleibt offen, wie genau und in welchem Maße der Kontext erforderlich ist. Spoiler: Es ist ganz individuell!

Um diese Herausforderung nochmal zu verdeutlichen, nutzen wir im Folgenden ein Beispiel aus der täglich Praxis:

Es kommt hin und wieder vor, dass ich meinen Mann dazu bewegt bekomme, den Aufwand für unsere Lebensmittelversorgung auf sich zu nehmen und in den Supermarkt zu gehen. Da ich in der Regel klare Vorstellungen von unseren Ernährungsbedürfnissen besitze, lasse ich ihn natürlich nicht ohne einen von mir persönlich angefertigten Einkaufszettel losziehen:

  • Äpfel
  • Birnen
  • Joghurt
  • Butter
  • Brot
  • Nudeln

Mit den darauf enthaltenen Informationen habe ich meines Erachtens meinen Mann dazu befähigt, den Einkauf „korrekt“ durchzuführen. Ich gehe also davon aus, dass er mir die von mir gewünschten Lebensmittel mitbringt.

Was könnte hier zum Problem werden?

Ich mag am liebsten die grünen Äpfel. Wenn ich also die Information „Äpfel“ als Anweisung dokumentiere, dann ist es für mich eindeutig, dass grüne Äpfel im Anschluss an den Einkauf in unserer Obstschale zu finden sind. Weiß mein Mann das auch? Glücklicherweise kennt er mich bereits sehr lange und ist über meine Vorlieben bzgl. der Apfelsorte umfänglich informiert. Daher ist er in der Lage, die „richtige“ Entscheidung zu treffen und mir die grünen Äpfel mitzubringen.

Dieses doch sehr banale Beispiel verdeutlicht anschaulich die Herausforderungen des Verstehens von Informationen. Ich bin definitiv der Meinung, dass die zur Verfügung gestellten Informationen unmissverständlich gedeutet werden können. Es ist jedoch deutlich geworden, dass diese Information nur eindeutig ist, wenn man weitere Zusatzinformationen besitzt. Mein Mann gehört zu dem Personenkreis, dem derartige Kontextinformation zur Verfügung stehen. Aber jede andere Person, die sich noch nicht so detailliert mit meinen Essgewohnheiten auseinandergesetzt hat, wird nicht zwangsläufig zu den grünen Äpfel greifen, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendeine andere Apfelsorte kaufen. Denn die Anforderung in meiner Information war ja schließlich „Äpfel“.

Es wird deutlich, dass hier noch weitere Informationen fehlen, die dafür sorgen, dass die Information in meinem Sinne korrekt gedeutet wird. Dies gilt im Übrigen auch für alle weiteren Elemente dieses Einkaufszettels. Mit einer zusätzlichen Informationsanreicherung könnte dieser wie folgt aussehen:

  • Grüne Äpfel
  • Reife Bananen
  • Naturjoghurt
  • Gesalzene Butter
  • Dinkelvollkornbrot
  • Kichererbsen-Nudeln

Ich habe nun jedem Element auf meiner Einkaufsliste eine weitere Information hinzugefügt, sodass ein Informationsgefüge entsteht, welches ein eindeutigeres Verständnis dieser ermöglicht, aber nicht garantiert. Denn bei genauerer Betrachtung bestehen immer noch Interpretationsspielräume, z. B. wie sieht es eigentlich mit der von mir gewünschten Menge aus? Mein Mann wäre aufgrund unserer Wohnsituation befähigt, einen Blick in den Kühlschrank zu werfen und daraus entsprechende Schlüsse bzgl. der Menge herzuleiten. Er besitzt erneut Zusatzinformation über die ein Außenstehender ohne Zugang zu unseren Lebensmittelvorräten nicht verfügt. Deswegen wäre es sinnvoll, meinen Einkaufszettel mit einer weiteren Information anzureichern:

  • 4x grüne Äpfel
  • 5x reife Bananen
  • 3x 100g Becher Naturjoghurt
  • 1x gesalzene Butter
  • 1x Dinkelvollkornbrot
  • 1x Kichererbsen-Nudeln

Es wird konkreter und verständlicher je mehr Zusatzinformationen ich meinem Einkaufzettel hinzufüge. Um jetzt von meinen Essgewohnheiten und den Tücken der Einkaufzettelerstellung zurück zu unserem eigentlichen Thema zu gelangen, hilft es, das Beispiel einmal zu abstrahieren:

Wir produzieren tagtäglich sehr viele Informationen (wie den Einkaufzettel), die sich an unsere Umgebung (wie z. B. meinen Mann) richten und hoffen, dass diese Informationen zu den von uns gewünschten Schlussfolgerungen und Handlungen (wie z. B. dem korrekten Einkauf entsprechend meiner Bedürfnisse) führen. In unserem Beispiel ist deutlich geworden, dass dieser vermeintlich simple Prozess des Informationsaustausches durch eine ungeahnte Komplexität geprägt ist. Denn um sicher zu stellen, dass die von uns ausgesandten Informationen zu den von uns angestrebten Resultaten führen, müssen unsere Adressaten also die Umgebung kennen, damit wir entscheiden können, welche Kontextinformationen wir bereitstellen müssen, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.

Es gilt: Je größer unser Adressatenkreis, desto komplexer die Herausforderung.

Diese Schlussfolgerung lässt uns zurückkommen zu unserer im Vorfeld formulierten Fragestellung:

Wie stellen wir eigentlich sicher, dass wir die Informationen in den „richtigen“ Kontext setzen und somit auch „richtig“ verstehen?

Dem Betrachter dieser Fragestellung wird aufgefallen sein, dass das Wort „richtig“ immer mit Anführungszeichen versehen worden ist. Der Grund hierfür liegt in der hochgradigen Individualität dieses Begriffes, denn „richtig“ ist personen- und sogar situationsbezogen. Um bei unserem Beispiel zu bleiben, sind für mich (Personenbezug) die grünen Äpfel die Richtigen. Wenn ich allerdings einen Apfelkuchen backen wollen würde (unwahrscheinlich), dann würde ich andere Äpfel bevorzugen (Situationsbezug).

Nun haben wir also festgestellt, dass das mit dem Verstehen von Informationen eine furchtbar komplexe und individuelle Angelegenheit ist. Yippee… für diesen Tatbestand habe ich jetzt aber nicht eure Zeit verschwendet, denn wir wollen schließlich Wege generieren, um dieser Herausforderung besser begegnen zu können. Und ich kann schon mal vorwegnehmen: Nein, es gibt derzeit noch kein Wundermittel, das sicherstellen kann, dass wir zu jeder Zeit jede Information „richtig“ verstehen. Aber es gibt diverse Möglichkeiten, unseren Informationsaustausch zu optimieren. An dieser Stelle nun den so gehassten aber gerne von diversen Serienformaten verwendeten Cliffhänger, denn wir werden uns in den nächsten Blog-Artikeln dem Thema der Optimierungspotentiale im Detail widmen.

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