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Team-oriented development

27.4.2020 | 8 Minuten Lesezeit

TOD (Team-oriented development/Teamorientierte Entwicklung) ist ein Begriff, den wir geprägt haben, um einen flexiblen Entwicklungsalltag zu beschreiben. Nachdem wir in unserem letzten Team mit den verschiedensten Programmier-Modi experimentiert hatten, fanden wir es unnötig, Ansätze wie „Pair Programming“, „Ensemble Programming (früher Mob Programming)“, „Parallel Programming“ und „Einzelkämpfer-Modi“ voneinander abzutrennen. Im Laufe des Tages sprangen wir zwischen diesen Techniken hin und her, wobei ständig neue Variationen entstanden, je nachdem, wie es die Situation erforderte. TOD beschreibt diesen flexiblen Ansatz des ständigen Experimentierens, bei dem wir nicht an künstliche Leitplanken gebunden waren, sondern uns als Gruppe weiterentwickeln konnten, mit dem Vorteil, einen Shared-Everything-Ansatz im Team zu etablieren. Die Konzentration auf Programmiertechniken, an denen zwei oder mehr Personen beteiligt sind, hat uns also geholfen, unser Wissen auf intelligente Weise an das gesamte Team weiterzugeben. Und das Ganze machte obendrein noch jede Menge Spaß.

TOD ist für uns eines der besten Werkzeuge, um Wissen im Team zu teilen, die Entwickler-Skills zu verbessern und den Zusammenhalt und Spaß im Team zu erhöhen. In diesem Artikel geben wir euch einen Überblick über die Techniken innerhalb von TOD und teilen unsere Erfahrungen, die wir in realen Projekten mit TOD gemacht haben.

Pair Programming – ein guter Einstieg

Die Konzentration auf Programmiertechniken, an denen zwei oder mehr Personen beteiligt sind, hat uns geholfen, unser Wissen auf intelligente Weise an das gesamte Team weiterzugeben. Eine Methode, die auch Spaß macht.

Pair Programming ist eine gute Möglichkeit, mit dem Wissensaustausch zu beginnen. Zwei Programmierer lösen gemeinsam ein Problem, sprechen darüber, tauschen Ideen aus usw. Es ist auch gut, um jemanden nach Urlaub oder Krankheit auf den neuesten Stand zu bringen, ohne den Rest des Teams auszubremsen.

Verschiedene Studien (z. B. [1] und [2]) berichten über eine bessere Code-Qualität während der Software-Entwicklung mit dem Resultat, dass am Ende weniger Bugs entstehen. Sobald man anfängt, die Einzelkämpfer-Rolle aufzugeben, wird man definitiv bessere Ergebnisse erzielen. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass man beginnt, den Bus Factor und das Wir-Gefühl innerhalb des Teams zu erhöhen.

Ein Nachteil beim Pair Programming verbirgt sich im Wort „Pair“: Bei dieser Methode sind nur zwei Programmierer beteiligt. Sie kann dazu führen, dass einzelne Teammitglieder kleine Teile des gesamten Wissens verlieren, was nicht gut für die Verbreitung von Wissen im Team wäre. Das war ein Grund, warum wir versucht haben den Einsatz von Pair Programming auf das nötige Minimum herunterzufahren.

Ensemble Programming – erhöhe den Bus Factor des Teams

Ensemble Programming (früher Mob Programming) macht Spaß und ist eine gute Möglichkeit, Wissen im ganzen Team zu verbreiten. Ensemble Programming bedeutet, dass ein Team von Entwicklern (4-6 Personen sind perfekt) einen Computer benutzt, um an einer Aufgabe zu arbeiten. Einer der Gruppe ist das „intelligente Eingabegerät“, während die anderen dafür verantwortlich sind die Person an der Tastatur zu navigieren.

Die Rolle des Drivers wechselt häufig, zum Beispiel alle 7 Minuten. Hier solltet ihr mit eurem Team experimentieren, um den für euch besten Timer zu finden. Ihr solltet auch verschiedene Driver-Navigator-Patterns ausprobieren. Dies alles wird euch helfen, das Wissen im gesamten Team zu verbreiten. Außerdem wird es sich positiv auf den Bus Factor eures Teams auswirken. Der Bus Factor definiert den Gesundheitszustand eures Teams. Wenn sich der Bus Factor eurer Teamgröße nähert, bedeutet das, dass das Team gesund bleibt, auch wenn einige Teammitglieder ausfallen. Kurz gesagt, der Bus Factor bedeutet, dass, wenn eine Person des Teams von einem Bus überrollt wird, das Team in Schwierigkeiten geraten würde, wenn diese Person über ein spezielles Wissen verfügt und die einzige Person wäre, die dieses Wissen besitzt.

Ein effektives Ensemble Programming erfordert Fähigkeiten, die im Laufe der Zeit aufgebaut werden. Am ersten oder gar am zehnten Tag wird es nicht perfekt funktionieren. In einem früheren Blog-Beitrag haben wir die Einzelheiten von „Ensemble Programming und Share Everything“ bereits beschrieben . Dort werdet ihr auch ausführlichere Informationen über die verschiedenen Muster und Experimente erhalten, mit Fokus auf Remote Ensemble Programming.

Parallel Programming – Alle für einen

Streng genommen erlauben Ensemble Programming und Pair Programming nur einen Bildschirm und eine Person, die gleichzeitig tippen kann. Jeder, der mit den Techniken gearbeitet hat, wird zustimmen, dass es Situationen gibt, in denen dies frustrierend und einschränkend sein kann. Es ist eine Kunst, lange genug dabei zu bleiben und sich von dieser Frustration zum Lernen zwingen zu lassen, und dennoch zu wissen, wann es wirklich an der Zeit ist, sich zu trennen und parallel zu arbeiten.

Als wir an den Punkt kamen, an dem es schwierig war, eine gute Lösung für ein Problem zu finden, und fast jeder in der Gruppe eine Idee hatte, um es zu lösen, haben wir Ensemble Programming gestoppt und, wie wir es nannten, „Parallel Programming“ gestartet. Jeder versuchte, das Problem auf seinem eigenen Rechner zu lösen, während man in der Videokonferenz online blieb oder man zusammensaß. Jeder durfte reden und konnte sich gegenseitig fragen oder über Erkenntnisse sprechen.

Das traditionelle Ensemble Programming ist in dieser Situation frustrierend, weil eine Person die Dokumentation lesen will, eine andere versucht Code zu ändern oder einen Befehl auszuführen, und eine andere Person nach Antworten im Internet suchen möchte. Und das Lesen von Text auf dem Bildschirm eines anderen ist eine Herausforderung an sich, wenn z.B. unerwartetet gescrollt wird, usw.

Einer der Vorteile von Ensemble Programming ist der Single-Piece-Flow – die Idee, dass immer nur an einem Punkt gearbeitet wird. Eine schlanke Produktion wertet das Konzept zusätzlich auf. Das Gute bei Parallel Programming ist, dass es den Single-Piece-Flow behält. Alle Entwickler arbeiten immer noch an der gleichen Aufgabe. Aber das parallele Arbeiten gibt ihnen die Freiheit, die Richtung einzuschlagen, in die sie gehen wollen. Ein Beispiel dafür ist die Fehlerbehebung. Wenn der Fehler schließlich gefunden wird, erklärt die Person, die ihn gefunden hat, den anderen das Problem. Die anderen verstehen die Erklärung sofort, weil sie sich gerade mit derselben Sache innerhalb desselben Kontextes beschäftigt haben.

Nützlich hierbei war für uns die Festlegung von Time-Boxen (etwa 20 Minuten). Nachdem die Zeit abgelaufen war, kamen wir wieder zusammen, um unsere individuellen Recherchen auszutauschen und zu entscheiden, ob wir mehr Zeit benötigen (eine weitere Zeitbox einzurichten) oder ob wir wieder mit Ensemble Programming weiter machen und eine der gefundenen Lösungen ausprobieren wollten. Während des Ensemble Programmings und des Experimentierens mit verschiedenen Modi fanden wir es auch vorteilhaft, Time-Boxen einzurichten, wodurch eine gewisse Disziplin entsteht.

Anwendung der Techniken in der Praxis

Bei einem unserer letzten Projekte haben wir mit Ensemble Programming begonnen. Nach einer Weile ließen wir uns von den Herausforderungen entmutigen und wechselten zu Pair Programming und Einzelkämpfer-Modi. Aber wir probierten den Ensemble-Ansatz immer mal wieder aus. Irgendwann hatten wir eine gewisse Sicherheit bei Ensemble Programming erreicht und, was wichtiger war, dessen Vorteile erkannt. Wir kamen zu der Einsicht, dass wir so viel wie möglich als Team zusammenarbeiten wollten und dass wir Ensemble Programming als unsere Haupttechnik zur Softwareentwicklung einsetzen wollten. Wir beschlossen Einzelkämpferaufgaben in unserem Tagesgeschäft so weit wie möglich zu reduzieren, was meist abhängig von der Arbeit bzw. Aufgabe war. Wenn es zur aktuellen Aufgabe passt, ist Einzelkämpferarbeit durchaus sinnvoll. Wir wollten sie einfach auf ein vernünftiges Minimum reduzieren.

Ein Nachteil von striktem Pair oder Ensemble Programming ist, dass die Arbeitszeiten synchronisiert werden müssen. Dies ist mit gewissen sozialen Kosten verbunden. Wir hielten es für ein besseres Modell, alle arbeiten zu lassen, wann sie wollten, mit grober Orientierung an den üblichen Bürozeiten. Daran sind die meisten Programmierer bereits gewöhnt. Wenn jemand von Natur aus 30 Minuten früher als andere im Büro eintrifft, sollte er sich eine andere Aufgabe suchen, die sich am besten als Einzelkämpfer bewältigen lässt. Teams können solch relevante Aufgaben auf eine To-do-Liste (oder Single-Task-Backlog) setzen, um auf solche Momente vorbereitet zu sein. Wenn später weitere Entwickler zur Arbeit kommen, können sich daraus Pair- oder Ensemble-Programming oder mehrere Pair-Programming-Sessions, usw.,  entwickeln.

Wie im Diagramm grob dargestellt, haben wir als primäre Technik Ensemble Programming verwendet. Seit wir die großen Vorteile von Parallel Programming entdeckt haben, haben wir sie häufiger als Pair Programming zusammen mit Ensemble Programming eingesetzt. Aber wir entdeckten diese Technik erst in einem späteren Stadium des Projekts, was den kleineren Balken im Diagramm erklärt.

Finde den Weg für dein Team

Der oben beschriebene Team-Lernprozess nahm Zeit in Anspruch. Das Team muss erst seinen optimalen Weg finden – was eine gewisse Zeit beansprucht.

Vielleicht wird euer Team feststellen, dass es am bequemsten und effizientesten ist, wenn es hauptsächlich mit Pair Programming arbeitet. Solange das Team zufrieden ist und seine Ziele erreicht, ist das in Ordnung. Darum geht es bei TOD wirklich: ein Team, das frei experimentiert und gemeinsam den besten Ansatz für sich entdeckt. Und doch bedeutet die Denkweise eine kontinuierliche Verbesserung, während das Team seinen idealen Ansatz sucht. Wir fordern uns selbst immer wieder heraus, sammeln Ideen und versuchen neue Experimente, um uns stetig weiter zu verbessern.

TOD ist teamspezifisch. Euer Team könnte einen idealen Weg finden, aber wenn ihr als Einzelperson einem neuen Team beitretet, müsst ihr bereit sein, euch anzupassen, den Prozess neu zu beginnen und die in diesem Szenario gewonnenen Erkenntnisse und Ergebnisse akzeptieren.

TOD stärkt dein Team

Wir stellten bei der Einführung der teamorientierten Entwicklung fest, dass das Wir-Gefühl und die Wohlfühl-Atmosphäre von Tag zu Tag zunahmen. Wir wuchsen zu einem starken Team zusammen, in dem jedes einzelne Teammitglied hoch motiviert war und seine ganze Energie einsetzte. Wir erkannten auch, dass so etwas wie ein Wissens-Safe-Space entstand. Jeder hatte sein eigenes Fachwissen und konnte bei verschiedenen Dingen helfen. Und jeder war bereit zu lernen. Somit hatte niemand im Team Angst zu fragen: „Das habe ich nicht verstanden. Kann es mir nochmal jemand erklären?“.

Klingt das alles gut für euch? Warum versucht ihr dann nicht heute euer erstes kleines Experiment? Macht die Teamarbeit wieder großartig und wertvoll!

Quellen

[1] Herez Moise Kattan, Flavio Soares, Alfredo Goldman, Eduardo Deboni, and Eduardo Guerra. 2018. Swarm or pair? strengths and weaknesses of pair programming and mob programming. In Proceedings of the 19th International Conference on Agile Software Development: Companion (XP ’18). Association for Computing Machinery, New York, NY, USA, Article 43, 1–4. DOI:https://doi.org/10.1145/3234152.3234169

[2] Jim Buchan and Mark Pearl. 2018. Leveraging the Mob Mentality: An Experience Report on Mob Programming. In Proceedings of the 22nd International Conference on Evaluation and Assessment in Software Engineering 2018 (EASE’18). Association for Computing Machinery, New York, NY, USA, 199–204. DOI:https://doi.org/10.1145/3210459.3210482

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